Viel geschafft auf der Brandverletztenstation!

Es sind nicht immer nur die großen Verbrennungen, die das weitere Leben schwer machen können. Wenn Finger verbrennen und in der Hand festwachsen, dann kann man nicht, oder nicht mehr gut damit greifen und zufassen.

Das war für uns besonders eindrücklich bei diesem Einsatz. Denn bei über einem Viertel aller Eingriffe ging es darum, die Finger vorsichtig wieder zu lösen, mit neuer Haut zu versehen, damit die Finger wieder einzeln zu gebrauchen waren.

So war zum Beispiel ein solcher Eingriff, der fast über drei Stunden dauerte, bei der kleinen Semrawit, die sich mit 1 ½ Jahren beim ersten Herumkrabbeln die Hand verbrannte, erforderlich. Es war sehr schön zu sehen, wie Finger wieder geformt werden konnten und die Hoffnung berechtigt wurde, dass Semrawit später einmal mit ihren Fingern wieder alles würde machen können.

Bei der kleinen 3 ½ jährigen Semira hatten wir die Hand, die ganz grotesk am Unterarm verwachsen war, schon vor zwei Jahren bei unserem Einsatz gelöst, so dass sie nun wieder auch mit dieser Hand greifen konnte. Durch eine weitere Operation sollte die Hand diesmal trotz fehlender Fingerglieder noch funktionsfähiger werden!

Aber natürlich haben wir bei vielen anderen Patienten Folgezustände nach Verbrennungen an nahezu allen Körperregionen gesehen und konnten in zahlreichen Eingriffen auch hier Aussehen und Funktion durch unsere Eingriffe verbessern und wieder herstellen. Der kleine Eyob (6 Jahre alt), der sich verbrannte, weil er in einen heißen Suppentopf gestürzt war, konnte durch die Narbenzüge die Schulter nicht mehr bewegen.

Wenn nach der Operation die Wunden abgeheilt sind, kann er wieder mit seinen Spielkameraden herumtollen und auch die Bälle wieder fangen, da er dann den Arm wieder normal wird strecken können.

Die meisten dieser Patienten hatten nicht die Chance gehabt, frühzeitig in „unserer Verbrennungsstation (Burn Unit) im Halibet behandelt zu werden, weil sie zu weit entfernt wohnten. Denn das war für uns das Beste: In der Burn Unit werden die Patienten im Akutfall sehr gut betreut, auch wenn kein Team vor Ort ist.

Als wir am Morgen des 17.2. nach nächtlichem Flug, sicher noch etwas müde auf der Burn Unit ankamen, wurden wir von unseren Freunden den Ärzten Desbele, Fasil und Kessete sowie der Stationsschwester Saba ganz herzlich mit großem Hallo begrüßt. Und trotz der im Vorfeld schlechten Kommunikationsmöglichkeiten (nur gelegentliche oft gestörte Telefongespräche, keine sicheren Emails oder Briefe) war alles schon gut vorbereitet. Bereits über 60 Patienten warteten auf uns vor der Station!

Beim ersten Rundgang/Visite auf der Burn ward sahen wir zahlreiche Patienten, die vom einheimischen Team schon erfolgreich operiert worden waren. Aber auch die Einschätzung durch die einheimischen Kollegen, ob oder ob nicht operiert werden musste, erwies sich im weiteren Verlauf als absolut richtig. Und dann haben wir im weiteren Verlauf noch eine ganze Anzahl von Patienten gesehen, die schon früher operiert worden waren -mit sehr guten Ergebnissen. So zum Beispiel die kleine 15 Monate alte Froweiny , die durch die gute Behandlung eine schwere Verbrennung an Kopf und Händen überstanden und nach Hautverpflanzungen nur leichte Narben-verwachsungen an der Hand hatte. Hier konnte noch getrost abgewartet werden und nur vielleicht im nächsten Jahr noch eine kleine Operation ins Auge gefasst werden.

Wir haben gesehen, dass sich das Team der Abteilung mit Engagement um die Behandlung der vielen Patienten im ganzen Jahr gekümmert hat.

Die vom Hammer Forum mit erheblichen Mitteln gebaute Einheit braucht die operative Unterstützung der Hand- und Plastischen Chirurgen für die Weiterbildung der Kollegen. Die Aus- und Weiterbildung von Ärzten in Eritrea steckt noch immer in den Kinderschuhen, es gibt kaum Fachärzte in vielen Bereichen! Auch die Versorgung mit Material und Medikamenten ist noch weiterhin dringend nötig: So hatten wir in 10 Koffern einen Großteil der Verbrauchsgüter und Instrumente. Weiteres wird mit dem Container verschickt und Medikamente für das laufende Jahr mitgebracht.

Seit fast 10 Jahren ist die Abteilung mit der neuen Station und dem Op-Bereich nun im Einsatz. Es wurden viele Patienten behandelt.

Wir haben diesmal sorgfältig alle notwendigen Reparaturmaßnahmen erfasst, die dann vom Techniker des Hammer Forum bei weiteren Einsätzen in Angriff genommen werden müssen.

Inzwischen sind aber auch einige medizinische Geräte und Instrumente defekt und Reparatur- oder Erneuerungs-bedürftig. Einige konnten von uns schon repariert werden, andere haben wir mit zurückgenommen. Sie müssen hier repariert und erneuert werden.

Es wäre schade, wenn die so segensreich arbeitende Station deshalb nicht mehr voll einsatzfähig wäre!

Die zwei Wochen vergingen bei bester Stimmung im Team und bester Zusammenarbeit mit unseren einheimischen Freunden wie im Fluge.

Wir konnten insgesamt 101 Patienten screenen, d.h. klären, welche Behandlung für diese Patienten notwendig werden würde.

Mehr als 250 Patienten wurden sowohl stationär als auch überwiegend ambulant mit ihren Verbrennungen in diesen zwei Wochen aufwändig verbunden.

Unser Team war dieses Mal wieder etwas größer. So konnten wir uns um die kleinen Patienten mit besonderem Kinderärztlichen und allgemeinmedizinischem Knowhow kümmern. Die oft angstbesetzte Situation der Kinder wurde durch die psychologische Betreuung, die unsere Psychologin leisten konnte, erkennbar leichter.

71 überwiegend mehrstündige Operationen konnten wir mit unseren eritreischen Freunden durchführen oder ihnen assistieren. Es war sehr schön zu erkennen, dass die Weiterbildung durch die regelmäßigen Einsätze greift und unsere eritreischen Ärzte immer mehr selbst operieren können.

Dennoch wird es wohl noch längere Zeit dauern, bis unsere Einsätze nicht mehr nötig sein werden. Aber wir sind auf einem guten Weg dahin: Hilfe zur Selbsthilfe.

Dr. Franz Jostkleigrewe, Teamleiter

Unser Team:
Op.Schwester Young Sook, (zum 11. Mal dabei)
Verbrennungsintensiv und Anästhesieschwester Sigrid Westermann (zum 2. Mal dabei)
Prof. Dr. Karli Döring, Chefarzt a.D. MKG Chirurg und Plastischer Chirurg (zum 10. Mal dabei)
Dr. Axel Feldkamp, leitender Oberarzt der Sana Kinderklinik Duisburg (nach Pause von 5 Jahren zum 6. Mal wieder dabei)
Marianne Jostkleigrewe, Fachärztin für Allgemeinmedizin (nach Pause seit 2014 zum 8. Mal wieder dabei)
Dr. Andreas Bräuer, Physiker und Techniker (zum 4. Mal dabei)
Carmen Bräuer, Psychologin und Psychotherapeutin (zum 4.Mal dabei)
Als Gast: Arne Heusser, Zahnarzt und Student der Humanmedizin auf dem Wege zum MKG Chirurgen
Dr. Franz Jostkleigrewe, Chefarzt a. D. Plastischer Chirurg, Handchirurg , Teamleiter (12. Einsatz in Eritrea für das Hammer Forum)