Riesiges Land, riesige Probleme

Unterwegs mit dem Hammer Forum: Der Bünder Arzt Theophylaktos Emmanouilidis ist soeben aus dem Kongo zurück. Mit der OP-Bilanz ist er zufrieden, die Entwicklung des Landes bereitet ihm hingegen große Sorge

Von Meiko Haselhorst

Der Auftakt war denkbar schlecht: Auf seiner Reise in den Kongo blieben Theophylaktos Emmanouilidis und sein Tross der Ärzteorganisation Hammer Forum gleich in Hannover hängen – die Lufthansa machte Probleme. So kamen die Mediziner mit einem Tag Verspätung in Afrika an, mit zwei Tagen Verspätung am Zielort Kikwit. In der dort aufgebauten Kinder- Ambulanz lief es dann allerdings so gut, dass Dr. Emmas Fazit der zweiwöchigen Reise positiv ausfällt. „Wir waren sehr fleißig. Ich habe 339 Kinder untersucht und 80 operiert“, wartet der Ex-Chefarzt des Lukas-Krankenhauses mit beeindruckenden Zahlen auf.

Hinzu kämen die 60 Untersuchungen und 26 Operationen des Mund-Kiefer-Chirurgen des Forums, der ebenfalls mitgeflogen war. Knochenbrüche und Typhus seien diesmal die Hauptprobleme gewesen, die Dr. Emma unterm Messer hatte. Besonders über die beiden sehr jungen Patienten, denen er nach zuvor jeweils missglückten Darmoperationen das Leben retten konnte, machen den „alten Hasen“ glücklich. „Egal, wie lange man das schon macht: Wenn das Kind dich nach der OP anstrahlt, laufen, trinken und essen kann – und wenn die Mutter dir aus Dankbarkeit eine Handvoll Erdnüsse schenkt – etwas anderes hat sie nicht – dann ist das nach wie vor ein überwältigendes Gefühl“, sagt Emma.

„Gemessen an den widrigen Umständen vor Ort“ ist der Vorsitzende der Organisation jedenfalls sehr zufrieden mit den Ergebnissen seiner Reise. „Widrige Umstände“ will heißen: Viel zu viele Patienten, viel zu wenig Geld, häufig weder fließendes Wasser noch Strom. Wohlgemerkt: Die Rede ist vom Krankenhaus. „Die Situation dort wird immer schlimmer“, bedauert Dr. Emma. Der neue Direktor sei mit dem Gouverneur verwandt – viel mehr an Referenzen und Qualifikationen habe er leider nicht vorzuweisen. Auch die generelle Entwicklung im riesigen Kongo bereitet ihm Zahnschmerzen: „Alles wird immer teurer, die Inflation greift um sich – und dazu kommen jetzt noch Unruhen und bürgerkriegsähnliche Verhältnisse in einigen Regionen“, zählt er auf. Auf Studentendemos habe es jüngst Tote gegeben. Das Schlimmste: Emma hat das Gefühl, dass sich die meisten afrikanischen Länder zurzeit in eine solche Richtung entwickeln. Probleme, neben denen ein verspäteter Lufthansa-Flieger geradezu lächerlich daherkommt.

Für den 7. Dezember war ursprünglich eine erstmalige Reise nach Syrien angedacht. Die jüngsten Giftgas-Angriffe auf Aleppo könnten allerdings dazu führen, dass diese Reise ausfällt oder verschoben wird.

Quelle: Neue Westfälische Tageszeitung, Lokalredaktion Bünde (28. November 2018)