Lina

Ein Bericht von Anita Biehler, Gastmutter von Lina.

Im Januar 2004 hat das HAMMER FORUM die 11-jährige Lina aus dem Jemen nach Deutschland geholt: Sie hatte einen stark eiternden Knöchel und sollte hier Hilfe bekommen. Doch dann kam eine neue Diagnose: Ewing-Sarkom, ein stark streuender Knochentumor. Mit dieser Diagnose gibt es kein Überleben.

Neun Tage lebte Lina bis zu ihrem Heimflug in unserer Familie. Dann begann ein Jahr voller Hoffen und Bangen. Durch Briefe der Familie waren wir immer über den schlimmen Zustand von Lina informiert. Der Krebs wuchs. Schließlich erfolgte eine Amputation über dem Knie. Wie durch ein Wunder verheilte die Wunde gut. Daraufhin begannen die Ärzte mit der Chemotherapie. Doch diese kostete fast Linas letzte Kraft.

Im September 2004 flog erneut ein Ärzteteam des HAMMER FORUM in den Jemen. Die Eltern von Lina vereinbarten einen Termin mit Dr. Theophylaktos Emmanouilidis. Ihm ist zu verdanken, dass Lina zurück nach Deutschland kam: Hier sollte sie eine Prothese bekommen.

12 Jahre alt. Nur 17 kg schwer. Durch zwei Krebstherapien ausgemergelt. Keine Haare. Als wir Lina vom Flughafen abholten, erkannten wir sie kaum wieder. Dabei hatten wir diesen Tag so lange ersehnt. Aber erst als ich sie sah, wurde mir die Tragweite klar: Linas Eltern hatten alle Hoffnung für ihr totgesagtes Kind in unsere Hände gelegt. Wir erschraken.

Doch dann schien sich das Blatt zum Guten zu wenden: Die gestellte Diagnose wurde korrigiert: Der Tumor im amputierten Bein war verkapselt! Es gab also Hoffnung. Das Klinikum stand vor einem Rätsel. Sollte unser Kampf belohnt werden? Und so konnte mit großer Unterstützung und Liebe und ohne finanzielle Belastung Dank der Firma Orthopädietechnik Hellbach in Amberg eine gut passende Prothese für Lina angefertigt werden.

Glücklich über ihre Prothese musste Lina jedoch feststellen: Das Laufen muss sie neu erlernen. Da Lina sehr familienbezogen ist, kam ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik nicht infrage. Mit einer Übungs-CD und langen Spaziergängen erlernte das Mädchen mit Ausdauer und Freude wieder das Laufen. In der Physio-Abteilung des Klinikums St. Marien in Amberg lernte sie außerdem Schwimmen. Mit großer Hingabe und Liebe hat vor allem Therapeut Christian sein Bestes gegeben. Sein Bestes war Linas Bestes! Und zusammen wurden wir stark!

Inzwischen mussten wir feststellen, dass auch eine tolle deutsche Prothese nicht ohne fachmännische Wartung auskommt. Und so kam Lina im Herbst diesen Jahres bereits zum neunten Mal zu uns.

Der Krebs ist überstanden. Aus einem 11-jährigen, ängstlichen, totgeweihten Mädchen wurde eine selbstbewusste, gesunde, junge Frau. Während ihrer Aufenthalte ging Lina zeitweise mit unseren Töchtern in die Schule, lernte mithilfe einer ganz lieben Freundin Lesen und Schreiben und spricht fließend Deutsch und Bayerisch. Ihr Horizont ist so weit, wie ihn wohl nur wenige Mädchen im Jemen haben. Und auch unser Horizont hat sich erweitert. Denn ohne sie zu kennen, haben wir inzwischen Freunde im Jemen: Linas Familie! Sie beteuern uns immer wieder: Lina hätte nach der Chemotherapie im Jemen nicht überlebt! Und so versuchen wir mit Nachhaltigkeit Familie Mahdi zu helfen, zum Beispiel mit einer Bratpfanne und Linas Fähigkeit, Apfelküchlein zu backen. Oder mit einer Nähmaschine …Bei jeder Abreise sind ihre Koffer randvoll gepackt.

Lina ist eine Botschafterin zwischen den Welten geworden, eine Botschafterin für das HAMMER FORUM, eine zufriedene und liebenswerte junge Frau! Und so bitten wir Sie, liebe Leser, das HAMMER FORUM auch weiterhin mit Spenden zu unterstützen, damit so eine großartige Hilfe auch für andere Kinder in Zukunft geleistet werden kann … Damit es noch viele kleine Wunder gibt!