Moumouni fliegt zurück nach Hause

Im März 2018 traf ich den 10-jährigen Moumouni am Flughafen in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Das Team, das gerade einen Hilfseinsatz in dem Land beendet hatte, sollte den Jungen nach Deutschland zur Behandlung seiner Osteomyelitis begleiten.

Moumouni wirkte auf den ersten Blick deutlich kleiner und schmaler als es altersentsprechend gewesen wäre. Sein Vater hatte ihn zum Flughafen begleitet und glücklicherweise seinem Sohn wenigstens ein etwas wärmeres Sweatshirt angezogen.

Moumouni nahm meine Hand und blickte ängstlich um sich. Was würde auf ihn zukommen? Fremde Menschen, die ihn in eine für ihn völlig fremde Welt bringen sollten. Im Wartebereich am Flughafen taute der kleine Junge langsam auf. Er hatte zwar die Kapuze seines Sweaters ganz ins Gesicht gezogen, aber vorsichtig nahmen wir ein zaghaftes Lächeln beim Anblick angebotener Kekse war.

Moumouni stammt aus einem kleinen Dorf abseits aller uns bekannten Zivilisation. Im Flugzeug bemerkten wir das sehr schnell. Der Junge wusste nicht, was er mit Löffel, Messer und Gabeln beim Essen anfangen sollte. Große Probleme bereiteten dem Kind auch eine Treppe, die in Brüssel zum nächsten Gate führte. Es befiel ihn regelrecht Angst. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Da die Zeit sehr knapp war, entschloss sich Dr. Emmanouilidis das Kind zu tragen. Völlig fremd waren für den Jungen auch die Toiletten auf dem Flughafengelände. Wasserspülung, Handlufttrockner… Sachen, die Moumouni fast erschreckten.

Aber bis zur Ankunft in Hannover hatte er zu uns Vertrauen gefasst und versuchte ein Gespräch mit uns, er wollte sicher viele Fragen stellen. Aber leider versteht ja von uns niemand den Dialekt der Einheimischen aus Burkina Faso, das More.

So war es eine gute Fügung das Herr Kolovos, der Moumouni am Flughafen abholte, ihn zu einer Burkinabe-Familie bringen konnte, die in Hamburg wohnt. Die Familie betreute das Kind in den ersten Tagen in Deutschland, bevor Moumouni im Papenburger Krankenhaus behandelt wurde.

Nach nun einem Jahr in Deutschland ist aus dem schüchternen Kind ein aufgeweckter Junge geworden, der passabel deutsch spricht. Wir wünschen ihm nach seiner Genesung alles Gute für die doch eher ungewisse Zukunft in seiner Heimat Burkina Faso.