Was wurde eigentlich aus Dimassi? Ein Nomadenkind in Duisburg

Dimassi wird in einem kleinen Dorf in Burkina Faso geboren und wächst wie viele afrikanische Kinder in einer Nomadenfamilie auf. Als das Mädchen sechs Jahre alt ist, passiert ein schrecklicher Unfall mit lebenslangen Folgen: Sie stürzt mit dem Kopf und Händen in ein offenes Feuer. Die Flammen verbrennen ihre Kopfhaut, ihr Gesicht und ihre Hände.

Dimassi wird in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Ouagadougou notdürftig versorgt. Hier wird Katrin Rohde, die mit ihrem Verein A.M.P.O. eine Einrichtung für Waisen- und Straßenkinder mit einer angegliederten Schule und Krankenstation in Burkina Faso gegründet hat, auf sie aufmerksam. Fast ein Jahr lang sorgt sie sich um das Mädchen, doch ihr Zustand ist hoffnungslos. Ein Besuch von der deutsch-somalischen Schriftstellerin Faduma Korn stellt sich im Nachhinein als Glücksfall heraus. Sie wird auf das Schicksal von Dimassi aufmerksam und mit ihrer E-Mail an einen befreundeten, deutschen Arzt beginnt ein beherzter und engagierter Hilfseinsatz: „Ich besuchte ein siebenjähriges Mädchen, das mit dem Kopf in ein offenes Feuer gefallen ist und das kein Gesicht mehr hat. Die Nase ist komplett weg, es sind nur kleine Löcher vorhanden. Die Augen sind auch nur wunde Gucklöcher. Ich kann das Bild nicht mehr aus meinem Kopf bringen. Ich überlege die ganze Zeit, wie man dem armen Kind helfen kann“. Der Hilferuf landet schließlich beim HAMMER FORUM. Voraussetzung für die medizinische Versorgung in Deutschland ist jedoch ein kostenfreier Behandlungsplatz. Glücklicherweise stimmt alsbald die Klinik für Kinderheilkunde in Duisburg der Behandlung zu. Am 16. Februar 2009 landete Dimassi in Düsseldorf. In mehreren schwierigen Operationen werden umfassende Hauttransplantationen und Rekonstruktionen des Gesichtes und der Hand durchgeführt. In dieser Zeit kümmert sich ein ganzer Stab an fürsorglichen Menschen um Dimassi, um ihr die Behandlung zu erleichtern. Darunter ist auch Elke Holdermann, die das Mädchen als tapfer in Erinnerung hat. „Zur Rekonstruktion der Augenlider wurden Dimassi für zwei Wochen die Augen verschlossen“, erinnert sich Elke Holdermann. „Ganz selbstverständlich hat sie das hingenommen. Sie ist sehr stark im Nehmen!“

Zwischenzeitlich konnte Dimassi das Krankenhaus verlassen. Einem Nomadenkind ist jedoch das deutsche Großstadtleben nur schwer zumutbar. „Dimassi muss bis zum Horizont laufen können“, findet Sabine Huwe, Mitarbeiterin beim HAMMER FORUM. Sie hat schließlich den perfekten Betreuungsort für Dimassi gefunden: Der Ökobauernhof der Familie Niehaus in der Nähe von Wuppertal. Rundherum Pferde, Ziegen und Schafe. Genau das richtige für Dimassi!

Anfang Oktober 2009 ist die Behandlung in Deutschland abgeschlossen und Dimassi fliegt zurück nach Burkina Faso. Gesunde Haut wurde auf die verbrannten Stellen am Kopf, im Gesicht und an der Hand verpflanzt. Alle Wunden sind abgeheilt und Dimassi hat zum ersten Mal seit dem Unfall keine Schmerzen mehr. Das wissbegierige Mädchen fasst neuen Lebensmut: Sie möchte zur Schule gehen und hat daher Katrin Rohde gebeten, in ihrer Einrichtung bleiben zu dürfen. Katrin Rohde möchte Dimassi den Wunsch gerne erfüllen und nach einigen Wochen stimmt auch ihre Familie zu. So hat Dimassi nun die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen und ihre in Deutschland so ganz nebenbei erworbenen Schreibkenntnisse zu vertiefen. Sie ist sehr glücklich darüber! In einem Brief bedankt sie sich bei „all meinen Rettern“.

Im Februar 2012 hat Dr. Theo Emmanouilidis für das HAMMER FORUM eine Erkundungsreise in Burkina Faso unternommen und auch Katrin Rohde besucht. Derzeit betreut ihr Verein A.M.P.O. 320 Kinder und Jugendliche, weiteren 600 ermöglicht sie eine Schulbildung. Dimassi ist eine von ihnen. Sie hat sich zu einer jungen Frau entwickelt und ist in der Gemeinschaft – trotz der Narben und Entstellungen – voll integriert. Jedoch ist eine weitere Operation notwendig, um den Lidschluss der Augen zu verbessern und somit Entzündungen zu vermeiden. Diese Operation ist hoffentlich schon bald vor Ort möglich, denn das HAMMER FORUM plant, auch in Burkina Faso medizinische Hilfe für Kinder zu leisten.