Einzelfallgeschichte aus Guinea-Bissau
Marc Stefaniak und Dr. Emmanouilidis führen in Guinea-Bissau einen Hilfseinsatz durch und berichten von einer komplizierten Operation.
Eine Geschichte, die Hoffnung macht:
Dieses kleine Mädchen wurde vor etwas mehr als einer Woche mit einer Encephalocele – mit einem Hautsack voller Nervenwasser am Kopf – in Guinea-Bissau geboren. Die Überlebenschancen für die Kleine lagen quasi bei 0. Doch die Mutter brachte das Mädchen zu Marc Stefaniak und Dr. Theo Emmanouilidis zur Untersuchung. Und die beiden wagten die Operation.
„Von den mehr als 150 Kindern, die wir untersuchten, konnten wir mehr als 40 Kinder vor Ort zusammen mit den Kollegen operieren. Es waren Operationen, die sie sich alleine – trotz zeitweiser Ausbildung in Europa – nicht zutrauten. Es gab aber auch Fälle, die wir uns unter den gegebenen Umständen nicht ohne weiteres zutrauten. Doch wie in dem Fall eines fünf Tage alten Kindes mit Encephalocele, einem mit Nervenwasser gefüllten und mit Verbindung zum Schädelinneren bestehenden Hautsack, der zu platzen drohte, blieb keine Wahl. Und die Operation verlief erstaunlich gut. Das Kind überlebte. Wir beatmeten es von Hand den Rest des Operationstages – denn es gibt keine Intensivstation mit Beatmungsgeräten. An den folgenden Tagen nahmen wir es zu uns in den OP-Vorraum, um es unter Sauerstoffgabe zu beobachten, zeitweise zu beatmen und zu wärmen. – Noch bei unserer Abreise hatte das Kind keinen Namen, die Mutter, die vor unerträglicher Sorge zeitweise verschwand und am Tag vor unserer Abreise noch immer von Sorge überflutet war, traute sich nicht einmal, ihrer Tochter einen Namen zu geben. Das Neugeborene trank noch nicht gut, es bleibt tatsächlich eine ungewisse Zukunft für den kleinen Menschen.“ M. Stefaniak