Dr. Emma: Die Situation im Kongo ist festgefahren
Dr. Emma und seine Kollegen haben im Kongo wieder sehr viel geleistet. Insgesamt aber sieht der Mediziner das riesige Land auf keinem guten Weg. Mit dabei waren dieses Mal weitere Mediziner aus Herford
Bünde. 301 untersuchte Kinder, 97 Operationen – Theophylaktos Emmanouilidis und seine Kollegen vom Hammer Forum haben auch auf ihrer jüngsten Kongo-Reise wieder ganze Arbeit geleistet. Dabei war der Start dorthin durchaus holperig. Der Weg, den das fruchtbare und an Bodenschätzen reiche Land zurzeit beschreitet, ist damit nur unzureichend beschrieben. Nach Dr. Emmas Einschätzung befindet es sich komplett auf dem Holzweg. „Es wird immer schlimmer”, sagt er und schüttelt mit dem Kopf.
Am 5. Mai hatte sich der Tross des Hammer Forums auf den Weg gemacht. Unter anderem mit dabei: Egbert Schlüter und Steffi Beck, Leitender Oberarzt und Anästhesietechnische Assistentin im Klinikum Herford. Wegen eines Personalstreiks sei man letztlich mit zweitägiger Verspätung in Kinshasa gelandet. Wertvolle Zeit, die ein Arzt – zumal wenn er Dr. Emma heißt – sicher lieber im OP-Saal verbrächte.
Gleich nach der Ankunft in der Hauptstadt die nächste Überraschung: Das Ebola-Fieber war ausgebrochen, im Kongo nicht zum ersten Mal. Die deutschen Mediziner machte diese Hiobsbotschaft nicht sonderlich nervös. „In Kinshasa gab es nur ein paar Verdachtsfälle, die sich bis zum Schluss nicht bestätigten – tatsächlich ausgebrochen war das Virus etwa 1.000 Kilometer nördlich von Kikwit, also weit weg”, erklärt Theophylaktos Emmanouilidis.
„Unsere Sorge war eher der Rückflug zwei Wochen später – je nach Ebola-Entwicklung kann es bei der Ausreise Probleme geben.” Die blieben aus – das Land hatte die Lage vergleichsweise gut unter Kontrolle.
„Diesmal war im Vergleich zum letzten Mal alles gut organisiert”
In der Provinzstadt Kikwit – im dortigen Krankenhaus hat das Hammer Forum seine Kinder-Ambulanz aufgebaut – gingen die Mediziner dann ans Werk. Wie immer warteten Unmengen von Patienten auf Emma & Co. „Diesmal war im Vergleich zum letzten Mal alles gut organisiert – wir haben jeden Tag von 7 bis 19 Uhr durchgearbeitet und sehr viel geschafft”, freut sich Dr. Emma. Viele komplizierte Brüche nach Unfällen habe er diesmal unterm Messer gehabt.
Sehr gefreut hat sich der 79-Jährige über den kleinen Jean. Der Junge mit dem Darmdurchbruch, für den es im Herbst 2017 vorübergehend schlecht ausgesehen hatte, erfreut sich nun wieder bester Gesundheit. „Er hatte zugenommen, ich konnte ihm den seitlichen Darmausgang entfernen, er kann jetzt wieder ein normales Leben führen”, sagt der Bünder.
Es gab aber auch Trauriges zu verarbeiten: „Zwei Kleinkindern mit Malaria, zwei und drei Jahre alt, konnten wir leider nicht mehr helfen – das geht einem schon sehr nahe, dann sitzt man abends ziemlich traurig beisammen”, sagt Emmanouilidis.
“Es wird alles eher schlimmer als besser”
Traurig wird er auch, wenn er sich die festgefahrene Gesamtsituation des Kongo anschaut. „Das Bevölkerungswachstum, die Ausbeutung, die Korruption – es wird alles eher schlimmer als besser”, sagt er, hebt die Hände und lässt sie zurück auf die Oberschenkel fallen. Dabei, so betont er, sei dieses Land extrem fruchtbar und mit unzähligen Bodenschätzen gesegnet. Aber vielleicht sei genau dies das Problem.
Auch die Zustände im Krankenhaus würden schlechter. „Es ist einfach kein Geld da”, sagt Dr. Emma. „Für nichts.” Das Krankenhaus habe keines und die Menschen auch nicht. „Reicher werden nur die Politiker”, sagt er. Die Umstände, unter denen er und seine Kollegen arbeiten müssten, würden von Mal zu Mal unzumutbarer. „Wir werden die OP-Technik dort demnächst auf einen neueren Stand bringen müssen”, sagt er – und freut sich, dass das Forum hier auf die Unterstützung des Lions Club Meiningen bauen kann.
Dieser Artikel von Meiko Haselhorst erschien am 6.6.2018 in der Neuen Westfälischen
Quelle: http://www.nw.de/lokal/kreis_herford/buende/22157624_Dr.-Emma-Die-Situation-im-Kongo-ist-festgefahren.html
Herzlichen Dank für die Bereitstellung des Artikels.
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