Mit Fördergeldern des BMZ, Mitteln der Neuapostolischen Kirche Niedersachsen Karitativ (NAK) und Eigenmitteln wurde in Juba, der Hauptstadt des Südsudans
auf dem Gelände der NAC ein Gesundheitszentrum erstellt, das am 9.7.2014 in Betrieb genommen werden konnte. Die Bauzeit wurde verzögert durch den im Dezember 2013 ausgebrochenen Bürgerkrieg, der zwar im April 2016 offiziell auf internationalen Druck beendet wurde, nach wie vor aber immer noch in einzelnen Regionen besteht. Der zweite Teil des Projekts, nämlich die Gesundheitsschulung an Vorschulen sowie den Klassen 1 bis 4 an einer privaten und zwei staatlichen Einrichtungen wurde bereits zum 31.12.2014 erfolgreich abgeschlossen.
Das Gesundheitszentrum wurde, wie im Antrag voraus prognostiziert, gut angenommen und zunehmend frequentiert. Während 2014 insgesamt 1768 Patienten untersucht und behandelt wurden, waren es im 1. Quartal 2016 bereits 2475, davon 40% Kinder bis zum Alter von 12 Jahren, wovon 78% an Malaria und Typhus erkrankt waren. Ein weiteres grosses Problem ist die grosse Anzahl unterernährter Kinder aufgrund der desolaten allgemeinen Versorgungslage., die z.T. auf eine Spezialstation des Al-Shabah-Kinderkrankenhauses in Juba eingewiesen werden müssen.
Das Zentrum befindet sich in einem sehr guten und gepflegten äusserst sauberen Zustand, ist Montag bis Freitag von 8.30 bis 21.00h, Samstag von 8.30 bis 13.00h geöffnet. Das Personal besteht aus 2 halbtägig arbeitenden Ärzten, die selbst abrechnen, die übrige Zeit in staatlichen Einrichtungen tätig sind und einen sehr guten kompetenten Eindruck machen. Freitagabend und Samstagvormittag werden von einem Radiologen bei Bedarf Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Zudem arbeiten dort 2 Krankenschwestern, 2 Laborassistenten, 1 Receptionist (arbeitet für 2) sowie 2 Reinigungskräfte, alle machen einen sehr guten und engagierten Eindruck. Die Patienten müssen für Untersuchung, Laboruntersuchungen und Medikamente bezahlen. Dies wird von staatlicher Seite, auch von auswärtiger Seite, wie mir der Deutsche Botschafter bestätigte, so gefordert.
Nach Angaben der Verwaltung (NAC) wurde im Jahr 2015 ein Plus von Euro 2.400 ausgewiesen, wobei dies eher unwahrscheinlich ist, da meiner Meinung nach die echten Betriebskosten incl. Rücklagen, Energiekosten (extrem explodiert), Instandhaltung etc. nicht berücksichtigt wurden. Dies wird z.Zt. von der NAK überprüft.
Beschwerden gibt es allgemein über die schlechte Qualität der vor Ort erhältlichen Medikamente, die meist aus China, Pakistan, Indien und Uganda stammen. Nur sehr wenige sind aus deutscher Produktion.
Am 13.5.2016 erfolgte ein Besuch in der Deutschen Botschaft zwecks Einschätzung weiterer Möglichkeiten. Der Botschafter Herr Johannes Lehne (der 3. seit Juli 2011) bestätigte mir die bestehende enorme Instabilität, nach seinen Worten angespannte Situation (!), insbesondere seit die beiden Hauptwidersacher Salva Kiir und Riek Machar auf internationalen Druck ab April 2016 in einer Regierung vereint sind, jeder mit eigener Armee. Militär, Polizei und Lehrer beziehen seit Monaten kein Gehalt, der Staat hat keinerlei Einnahmen, der Verwaltungsaufwand dagegen wurde durch Aufstockung von 10 auf 28 Bundesstaaten deutlich vergrössert. Die Inflation beträgt derzeit 300%, der Wechselkurs 1 Dollar für 30 südsudanische Pfund, minimal vor kurzem 50 Pfund! Zum Vergleich 1 zu 3 während der Bauzeit des Zentrums!
Die Botschaft stellt für 5 kleinere Projekte, z.B. Solaranlagen, jährlich insgesamt Euro 80.000 zur Verfügung.
Fazit
Wegen der zunehmenden Zahl der „Outpatients“, d.h. Patienten, die z.B. Infusionen erhalten etc., überprüft die NAK einen entsprechenden Erweiterungsbau auf ihre Kosten, der dann einzurichten wäre.
Es erfolgt eine Kostenanalyse der wichtigsten Medikamente aus deutscher Produktion einschliesslich eventueller Transportkosten.
Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage erfolgt vor Ort die Berechnung eines Ernährungsprogramms für Kinder, wobei sich hier auch die Frage nach gesicherten Lagerungsmöglichkeiten stellt, da die Kriminalität extrem zugenommen hat. Mögliche Kooperation mit grossen NGOs?
Der Wunsch nach einer Endoskopie, sonst im Südsudan nicht vorhanden (!) wird abgeklärt, wobei insbesondere ein Service garantiert werden muss.
Unterstützung durch Fachspezialisten?
Diskussion einer Vergrösserung der vorhandenen kleinen Solaranlage mit Unterstützung der Deutschen Botschaft.
Stadthagen, 23.5.2016
Eckhardt Flohr